Verbrechen & Strafen

Lynchmord an einem Vergewaltiger – jetzt sitzen Vater und Sohn in Haft

Eine junge Frau wurde vergewaltigt. Ihre Familie glaubt zu wissen, wer es getan hat – aber der Mann taucht unter. Die Polizei findet ihn nicht. Da nehmen der Vater und der Bruder des Opfers die Sache selbst in die Hand: Mit Messer, Schlagstock und Elektroschocker bewaffnet locken sie den vermeintlichen Vergewaltiger in einen Hinterhalt...

Mann_Gitter_schwarz-weiß_pexels.jpg

So geschehen im Sommer 2014: Mit Hilfe zweier Komplizen, die Kontakt zum mutmaßlichen Vergewaltiger hatten, täuschten der Vater und der Bruder des Opfers einen Drogendeal vor.

Eine Falle für den Täter

Das Motiv: Rache für die „entehrte“ Tochter bzw. Schwester.

Das Resultat: ein Toter – niedergemetzelt mit 23 Messerstichen.

Für diesen Lynchmord muss nun der 48-jährige Vater lebenslang hinter Gitter, sein zur Tatzeit 17-jähriger Sohn acht Jahre. Die zwei Komplizen wurden ebenfalls verurteilt. 

Kein Einzelfall

Der Fall macht wieder einmal deutlich: Rache ist keineswegs ein redliches Tatmotiv. Selbstjustiz wird in Deutschland schwer bestraft. Doch wer Rache üben will, den scheint die hohe Strafandrohung offenbar nicht zu schrecken. Hier die spektakulärsten Fälle:

August 2015: 

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen ermittelt gegen ein Ehepaar. Vorwurf: Rachemord an einem 29-Jährigen, weil er der 12-jährigen Tochter etwas angetan haben soll. Das Ehepaar und ein weiterer Komplize wurden festgenommen.

Januar 2014: 

Vor dem Gerichtsgebäude in Frankfurt/Main tötet ein 49-Jähriger zwei Männer. Motiv: Rache für den ebenfalls ermordeten Bruder. Der Lynchmörder wird zu lebenslanger Haft verurteilt.

Oktober 2009: 

27 Jahre nach dem Tod seiner leiblichen Tochter lässt ein Mann den deutschen Stiefvater nach Frankreich verschleppen, damit dort ein neuer Prozess gegen ihn beginnen kann. Die französische Justiz verurteilt den in Deutschland nicht bestraften Stiefvater wegen Körperverletzung mit Todesfolge zu 15 Jahren. Der Vater bekommt 2014 wegen ☞ Selbstjustiz eine Bewährungsstrafe.

Juni 2009: 

Ein Rentner entführt seinen Vermögensberater aus Speyer und sperrt ihn tagelang in den Keller seines Hauses. Tatmotiv: Er fühlte sich um rund 2,4 Millionen Euro geprellt. 

Februar 2004: 

Ein Russe, der 2002 bei der Flugzeugkatastrophe von Überlingen am Bodensee seine Frau und zwei Kinder verlor, ersticht den Schweizer Fluglotsen, der in der Unglücksnacht Dienst hatte.

März 1981: 

Gastwirtin Marianne Bachmeier erschießt in einem Lübecker Gerichtssaal den Mörder und Vergewaltiger ihrer 7-jährigen Tochter. Sie wird wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu sechs Jahren Haft verurteilt, kommt aber nach drei Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis. Marianne Bachmeier stirbt 1996 im Alter von 46 Jahren.

Das könnte Sie auch interessieren:
☞ 35.000 Euro Schmerzensgeld: Gärtner sperrt 17-Jährige in seiner Garage ein und vergewaltigt sie mehrfach

Textbezogene Paragraphen / Urteile:

Mord § 211 StGB

Totschlag § 212 StGB

Finden Sie hier den passenden Anwalt in ihrer Nähe: